Call zum Themenheft
The Digital Turn in Internationalization.
Konzepte, Strategien und Praktiken

Herausgeberinnen: Svenja Bedenlier (Erlangen-Nürnberg) & Elisa Bruhn (Bonn)
Erscheinungstermin: Juni 2021

Zum Themenschwerpunkt

Virtuelle Mobilität, MOOCs, Blended Mobility, Erasmus without Papers, OER oder vollständig online angebotene Studienangebote – dieses sind nur Ausschnitte, in denen sich die beiden Querschnittsthemen Internationalisierung und Digitalisierung verbinden und in hochschulische Praxis Eingang finden. Im Rahmen des Digital Turn in der Hochschulbildung (HOCHSCHULFORUM DIGITALISIERUNG, 2016) eröffnet die Digitalisierung neue Potenziale für eine umfassende Internationalisierung von Hochschulen, beispielsweise in der Lehre, in der Unterstützung von physischer Mobilität oder in der Gestaltung von Partnerschaften.

Internationalisierung begleitet Hochschulen bereits seit langem. Über Jahrzehnte war diese geprägt von traditionellen Formen der physischen Mobilität von Studierenden und Lehrenden. In jüngerer Zeit wurde sie erweitert durch Ansätze der „Internationalisierung zu Hause“ (BEELEN & JONES, 2015). Die Digitalisierung hat beide genannten Säulen von Internationalisierung erfasst und geht darüber hinaus: In der Hybridität digitaler und analoger Räume (CASTELLS, 2010) verschwimmen die Grenzen zwischen „zu Hause“ und „im Ausland“ und ermöglichen neben nahtlosen Übergängen von Auslands- und Inlandserfahrungen eine verstärkte Internationalisierung des Curriculums (HOCHSCHULFORUM DIGITALISIERUNG, 2016). Institutionen können einfacher als bisher auf der ganzen Welt aktiv werden – und Studienprogramme Grenzen überschreiten. Bereits seit einigen Jahren ist der Trend zu beobachten, dass die Verbindung von hochschulischer Internationalisierung und digitalen Formaten an Hochschulen zunimmt; als konkrete Beispiele seien hier die Internationalisierungsstrategien der UNIVERSITÄT POTSDAM (2019), der FERNUNIVERSITÄT IN HAGEN (2019) oder der TECHNISCHEN UNIVERSITÄT CLAUSTHAL (2017) genannt.

Darüber hinaus hat die COVID-19-Pandemie mit ihren Auswirkungen Hochschulen in Deutschland und weltweit zu einem abrupten Umdenken genötigt, v. a. auch hinsichtlich der Lehre („emergency remote teaching“, HODGES et al., 2020). Eine virtuelle Form von Internationalisierung entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zur vielfach einzigen Möglichkeit, internationale Verbindungen aufrecht zu erhalten, internationale Studierende weiterhin am universitären Leben der Gastinstitution teilhaben zu lassen und heimischen Studierenden eine internationale Erfahrung zu bieten.

Das Themenheft zum Digital Turn in Internationalization möchte die wissenschaftliche Auseinandersetzung in diesem Feld befördern und lädt darum Beiträge ein, die Fragen zu den verschiedenen Verbindungen von Internationalisierung und Digitalisierung im Hochschulbereich beleuchten. Willkommen sind Beiträge aus Wissenschaft und Praxis, die sich auf den folgenden Ebenen mit diesem Thema beschäftigen, es auf den Prüfstand stellen, Potentiale anwendungsbezogener Art aufzeigen und konzeptionell weiterdenken.

 

Die Verbindung von Digitalisierung und Internationalisierung weiterdenken

Bei Digitalisierung und Internationalisierung handelt es sich um Querschnittsthemen, die bislang in getrennten Diskussionssträngen verfolgt wurden. Erste umfassende Ansätze wie die der virtuellen Internationalisierung (BRUHN 2020, in Vorbereitung) oder auch Internationalization at a Distance für den Kontext der Lehre (MITTELMEIER et al., 2020) integrieren sie konzeptionell und öffnen den Raum für neue theoretische Perspektiven und Fragestellungen. Zu adressieren sind hierbei unter anderem folgende Fragen:

  • Wie lässt sich die Verbindung von Digitalisierung und Internationalisierung von Hochschulen konzeptionell fassen und für die Hochschulentwicklung nutzbar machen?
  • Welche übergreifenden Implikationen hat die Digitalisierung für die Hochschulentwicklung bzgl. ihrer Internationalisierung?
  • Wie sind Digitalisierung und Internationalisierung im europäischen Hochschulraum und im Kontext des Bologna-Prozesses konzeptionell zu verorten?
  • Welche Perspektiven ergeben sich für Themenbereiche wie Mobilität, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Outreach, Nachhaltigkeit oder Inklusion?

 

Hochschulen digital und international entwickeln

Die strategische Entwicklung und Positionierung von Hochschulen schließt auch die Themen Internationalisierung und Digitalisierung ein (DE WIT et al., 2015), gleichzeitig nutzten in der jüngeren Vergangenheit in Deutschland nur wenige Hochschulen deren Kombination als integrales Strategieelement ihrer Internationalisierung (ZAWACKI-RICHTER & BEDENLIER, 2015). Es bedarf weiterer Ansätze in Theorie und Praxis, die das strategische Potential ausloten und beispielsweise folgende Fragen adressieren:

  • Wie setzen sich Institutionen mit der strategischen Integration von Digitalisierung und Internationalisierung im Kontext der Entwicklung von Forschung, Lehre und Administration auseinander?
  • Auf welche äußeren Einflüsse reagieren Hochschulen, wenn sie Digitalisierung und Internationalisierung zusammenführen? Welche Rolle spielte z. B. die aktuelle COVID‑19-Krise?
  • Welche intrinsische Motivation haben Hochschulen zur Verbindung von Digitalisierung und Internationalisierung?
  • Wie lässt sich umfassende Internationalisierung (HELMS & BRAJKOVIC, 2017) – z. B. in Bezug auf administrative Einheiten außerhalb von International Offices oder auf Nachwuchsförderung und Laufbahnwege – mit digitalen Mitteln unterstützen?
  • Welche Wirkungen, „lessons learned“ und „good practices“ lassen sich aus hochschulischer Erfahrung der Strategieentwicklung berichten?

 

Curricula digital und international verzahnen

Konzeptionelle Ansätze und Praktiken wie bspw. Collaborative Online International Learning (COIL) (RUBIN & GUTH, 2015) oder virtuelle Mobilität (UBACHS & HENDERIKX, 2018) verweisen auf die Möglichkeiten, hochschulische Curricula und individuelle Lehrveranstaltungen international und digital zu verzahnen und in diesem Kontext auch die „Internationalisierung zu Hause“ zu ergänzen und zu erweitern. Konkrete Fragen hinsichtlich Forschung und Umsetzung sind hier:

  • Welche Maßnahmen und Formate werden auf der Mikroebene der Lehr-Lern-Situation erprobt und wie lassen sich diese in Studium und wissenschaftlicher Weiterbildung weiterdenken?
  • Wie verhalten diese curricularen Ansätze sich zu Formen der physischen und virtuellen Mobilität von Studierenden und Lehrenden?
  • Welche Voraussetzungen benötigt gute international-digitale Lehre?

 

Literatur

Beelen, J. & Jones, E. (2015). Redefining internationalization at home. In A. Curaj, L. Matei, R. Pricopie, J. Salmi, & P. Scott (Hrsg.), The European higher education area: Between critical reflections and future policies (Bd. 1, S. 59-72). https://doi.org/10.1007/978-3-319-20877-0_5

Bruhn, E. (2020, in Vorbereitung). Virtual Internationalization in Higher Education. Bielefeld: WBV Verlag.

Castells, M. (2010). The rise of the network society (2. Aufl., Bd. 1). Malden, MA: Wiley-Blackwell.

de Wit, H., Egron-Polak, E., Howard, L. & Hunter, F. (Hrsg.) (2015). Internationalisation of higher education. Brüssel: Europäische Union.

FernUniversität in Hagen (2019). Internationalisierungsstrategie 2020.
https://www.fernuni-hagen.de/internationalisierung/internationalesprofil#is

Hochschulforum Digitalisierung (2016). The Digital Turn – Hochschulbildung im digitalen Zeitalter. Arbeitspapier Nr. 27. Berlin: Hochschulforum Digitalisierung.

Helms, R. M. & Brajkovic, L. (2017). Mapping internationalization on U.S. campuses. 2017 edition. Washington, DC: ACE.

Hodges, C., Moore, S., Lockee, T. & Bond, A. (2020). The difference between emergency remote teaching and online learning. EDUCAUSE Review, 27 March. https://er.educause.edu/articles/2020/3/the-difference-between-emergency-remote-teaching-and-online-learning

Mittelmeier, J., Rienties, B., Gunter, A. & Raghuram, P. (2020). Conceptualizing internationalization at a distance: A “third category” of university internationalization. Journal of Studies in International Education. https://doi.org/10.1177/1028315320906176

Rubin, J. & Guth, S. (2015). Collaborative online international learning: An emerging format for internationalizing curricula. In A. Schultheis Moore & S. Simon (Hrsg.), Globally network teaching in the humanities. Theories and practices. Routledge research in higher education (S. 15-27). New York: Routledge.

Technische Universität Clausthal (2017). Internationalisierungsstrategie der Technischen Universität Clausthal. http://www.izc.tu-clausthal.de

Ubachs, G. & Henderikx, P. (2018). EADTU mobility matrix. Maastricht, NL: EADTU.
https://tinyurl.com/EADTU-mobility-matrix

Universität Potsdam (2019). Internationalisierungsstrategie der Universität Potsdam 2020-2024. https://www.uni-potsdam.de/de/international/profil/internationalisierung

Zawacki-Richter, O. & Bedenlier, S. (2015). Zur Rolle und Bedeutung von digitalen Medien in Internationalisierungsstrategien deutscher Hochschulen (Arbeitspapier Nr. 12). Edition Stifterverband – Verwaltungsgesellschaft für Wissenschaftspflege mbH.

 

Hinweise zur Zeitschrift

Die ZFHE ist ein referiertes Online-Journal für wissenschaftliche Beiträge mit praktischer Relevanz zu aktuellen Fragen der Hochschulentwicklung. Der Fokus liegt dabei auf den didaktischen, strukturellen und kulturellen Entwicklungen in Lehre und Studium. Dabei werden in besonderer Weise Themen aufgenommen, die als innovativ und hinsichtlich ihrer Gestaltungsoptionen noch als offen zu bezeichnen sind.

Die ZFHE wird von einem Konsortium von europäischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern herausgegeben. Weitere Informationen: https://www.zfhe.at.

 

Informationen zur Einreichung

Beiträge können in zwei unterschiedlichen Formaten in deutscher oder englischer Sprache eingereicht werden:

Wissenschaftliche Beiträge: Wissenschaftliche Beiträge innerhalb des Schwerpunktthemas sollten folgende Kriterien erfüllen: Der Beitrag…

  • bietet innovative Perspektiven, Argumente, Problemanalysen etc. auf das Schwerpunktthema;
  • fokussiert wesentliche Aspekte des Schwerpunktthemas;
  • ist theoretisch fundiert, d. h. er bietet eine deutliche Anbindung an den wissenschaftlichen Diskurs zu dem bearbeiteten Thema;
  • bietet zumindest in Teilen einen Zugewinn an wissenschaftlichen Erkenntnissen;
  • macht die Methodik der Erkenntnisgewinnung transparent;
  • folgt konsistent einschlägigen Regeln der Zitation (APA-Stil, 6. Auflage);
  • umfasst maximal 33.600 Zeichen (inkl. Leerzeichen sowie Deckblatt, Literatur- und Autorenangaben).

Werkstattberichte beziehen sich auf die instruktive Darstellung von Praxiserfahrungen, ‚Good Practice‘, Gestaltungskonzepten, Modellvorhaben etc. Werkstattberichte sollten folgende Kriterien erfüllen:

  • Potential zum Transfer auf andere Praxisbereiche;
  • Herausarbeitung generalisierbarer Aspekte und Faktoren im Sinne einer Theoriebildung;
  • Systematik und Transparenz der Darstellung (z. B. keine unverständlichen Hinweise auf Spezifika und Details in einem Praxisfeld);
  • konsistente Befolgung einschlägiger Regeln der Zitation (APA-Stil, 6. Auflage);
  • Umfang von maximal 21.600 Zeichen (inkl. Leerzeichen sowie Deckblatt, Literatur- und Autorenangaben).

 

Zeitplan

  • 15. Januar 2021 – Deadline zur Einreichung des vollständigen Beitrags: Ihre Beiträge laden Sie im ZFHE-Journalsystem (https://www.zfhe.at) unter der entsprechenden Rubrik (Wissenschaftlicher Beitrag, Werkstattbericht) der Ausgabe 16/2 in anonymisierter Form hoch; hierzu müssen Sie sich zuvor als „Autor/in“ im System registrieren.
  • 9. April 2021 – Rückmeldung/Reviews: Wissenschaftliche Beiträge und Werkstattberichte werden in einem Double-blind-Verfahren beurteilt (s. u.).
  • 7. Mai 2021 – Deadline Überarbeitung: Gegebenenfalls können Beiträge entsprechend Kritik und Empfehlungen aus den Reviews überarbeitet werden.
  • Juni 2021 – Publikation: Im Juni 2021 werden die finalisierten Beiträge unter https://www.zfhe.at publiziert und auch als Printpublikation erhältlich sein.

 

Review-Verfahren

Sämtliche eingereichten Beiträge werden in einem „double-blind“ Peer-Review-Verfahren auf ihre wissenschaftliche Qualität überprüft. Die Herausgeber/innen Heftes schlagen die Gutachter/innen für den jeweiligen Themenschwerpunkt vor und weisen die einzelnen Beiträge den Gutachterinnen und Gutachtern zu; sie entscheiden auch über die Annahme der Beiträge. Die Auswahl der Gutachter/innen und der Begutachtungsprozess werden bei jedem Themenheft jeweils von einem Mitglied des Editorial Boards begleitet.

Formatierung und Einreichung

Um bei der Formatierung der Beiträge wertvolle Zeit zu sparen, möchten wir alle Autorinnen und Autoren bitten, von Beginn an mit der Formatvorlage zu arbeiten, die auf der Homepage der ZFHE heruntergeladen werden kann:

https://www.zfhe.at/userupload/ZFHE_16-2_TEMPLATE.docx

https://www.zfhe.at/userupload/ZFHE_16-2_TEMPLATE_en.docx

Die Texte müssen bearbeitbar sein und z. B. in den Formaten Microsoft Word (.doc), Office Open XML (.docx), Open Document Text (.odt) oder als Plain Text (.txt) vorliegen; bitte keine PDF-Dateien einreichen. Die Beiträge werden zunächst in anonymisierter Fassung benötigt, um das Double-blind-Reviewverfahren zu gewährleisten. Bitte entfernen Sie hierzu sämtliche Hinweise auf die Autorinnen und Autoren aus dem Dokument (auch in den Dokumenteigenschaften!). Nach positivem Reviewergebnis werden diese Angaben wieder eingefügt.


Noch Fragen?

Bei inhaltlichen Fragen wenden Sie sich bitte an Svenja Bedenlier (svenja.bedenlier@ili.fau.de) oder Elisa Bruhn (elisa.bruhn@giz.de).
Bei technischen und organisatorischen Fragen wenden Sie sich bitte an Michael Raunig (office@zfhe.at).

 

Wir freuen uns auf Ihre Einreichung!

Svenja Bedenlier & Elisa Bruhn