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Die Förderung von Diversität ist eine zentrale Aufgabe der Hochschulentwicklung (Ihme & Stürmer, 2019). Allerdings beruhen nicht alle Maßnahmen auf empirischer Evidenz, und einige können sich negativ auf marginalisierte Studierendengruppen auswirken. Ein Beispiel sind Diversitätsleitbilder. In den USA wurden diese hinsichtlich ihres Rationales für Diversität untersucht. Starck et al. (2021) zeigten, dass Universitäten entweder ein moralisches (Diversität als Wert an sich), ein instrumentelles (Diversität als Nutzen für die Institution) oder eine Kombination beider Rationale kommunizieren. Studierende aus marginalisierten Gruppen bevorzugten Universitäten mit moralischem Rational, fühlten sich dort stärker zugehörig und erzielten bessere Leistungen.

Bisher fehlen vergleichbare Studien im deutschsprachigen Raum. Die vorliegende Untersuchung analysierte daher die Diversitätsleitbilder staatlicher Universitäten in Deutschland (N = 78). Zwischen Juni und September 2023 wurden die Webseiten der Universitäten systematisch durchsucht. 73 Universitäten adressierten Diversität, davon formulierten 65 ein eigenes Diversitätsleitbild. Eine Inhaltsanalyse ergab, dass 91,78 % mindestens ein moralisches, 79,45 % mindestens ein instrumentelles und 75,34 % beide Rationale nannten. Universitäten formulierten mehr moralische (M = 3.03; SD = 2.62) als instrumentelle Argumente (M = 1.60; SD = 1.53; t(127.29) = 4.02, p < .001). Zudem wurden weitere Rationale, etwa Diversität „aus Tradition“ oder die Förderung von Diversität aufgrund rechtlicher Vorgaben, induktiv identifiziert.

Die Ergebnisse zeigen, dass Diversitätsleitbilder in Deutschland häufiger moralische als instrumentelle Argumente enthalten. Zukünftige Forschung sollte untersuchen, wie sich diese Rationale auf Studierende verschiedener Gruppen auswirken.

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