Call for Papers: ZFHE 19/2
Veröffentlicht am 2023-10-06Call zum Themenheft
Beiträge wissenschaftlicher Weiterbildung zur Hochschulentwicklung
Herausgeber:innen: Peter Schlögl (Universität Klagenfurt), Attila Pausits & Monika Kil (Universität für Weiterbildung Krems)
Erscheinungstermin: Juni 2024
Zum Themenschwerpunkt
Hochschulen haben auf unterschiedlichsten Ebenen anhaltend Beiträge sozialer Wirkung (societal impact) zu leisten. Dies betrifft zunächst die Wissensgenerierung durch Forschung, aber in gleichem Maße auch die (Weiter-)Qualifizierung für wissensintensive und wissenschaftliche Aufgaben. Mit fortschreitender Autonomie – auch in den finanziellen Eigenleistungen – der Hochschulen unter gleichzeitiger Ausdifferenzierung von Einrichtungstypen im hochschulischen Bildungssektor ist aber auch die Profilierung zu einer professionell zu bearbeitenden Aufgabe geworden (Fumasoli et al., 2020). Dabei ist nicht mehr von in größeren Abständen stattfindenden Hochschulreformen (Dill, 2014) auszugehen, sondern von einem anhaltenden Veränderungsmanagement (Kühl, 2007; Müller, 2015).
All dies ist gerahmt durch dynamische soziale Transformationen bei gleichzeitig vielfältigen gesellschaftlichen Ansprüchen (Pausits, 2015), diesen Wandel seitens der Hochschulen nicht nur zu beobachten oder zu begleiten, sondern ihn auch aktiv durch wissenschaftliche Weiterbildung mitzugestalten. Zudem werden auch vielfältige hochschul- und bildungspolitische Erwartungen und Initiativen an die hochschulischen Einrichtungen herangetragen. Dies bewirkt kontinuierliche Veränderungen und Auseinandersetzungen zur Abwehr und/oder Anpassungen an den jeweiligen Hochschulen. Hierzu zählen vor allem die dritte Mission der Hochschulen (Pinheiro et al., 2015), die Bedeutung und Rolle der Hochschulen für lebenslanges Lernen und damit einhergehender Angebotsentwicklung (Kil & Keser Aschenberger, 2017) bis hin zur Nachfrage an beruflicher Entwicklung durch wissenschaftliche Weiterbildung für Ältere (Keser Aschenberger, Kil & Löffler, 2020). Entsprechend führen Gesetzesreformen, wie aktuell in Österreich, immer wieder zu einem Veränderungsdruck, Strukturen und Prozesse hochschulischer Weiterbildung auszubauen. Zugleich wirken die Erwartungen von zunehmender Verschränkung des formalen, non-formalen sowie informellen Lernens und der Anspruch von erhöhter Durchlässigkeit (Europäische Kommission, 2020) zu zunehmend flexibleren und individualisierten (Weiter-)Bildungsangeboten zur Integration. Unter Berücksichtigung neuer Konzepte wie Micro-Credentials (Europäischer Rat, 2021) oder Stackable Credentials bzw. Degrees sowie individuellen Anrechnungen durch weit darüber hinausreichende Validierungsmethoden und -verfahren (Schlögl, 2022) kommt es zu strukturellen Angleichungen von Weiterbildung und Studium.
Hochschulleitungen und akademische Selbstverwaltungen, wissenschaftliches und allgemeines Personal sind somit beschäftigt, mittels strategischer Planung, Qualitätssicherung und Personalentwicklung in diesen dynamischen Zeiten das Ruder in der Hand zu behalten (Kosmützky & Borggräfe, 2012). Man kann jedoch den Eindruck gewinnen, dass das möglicherweise agilste Element hochschulischer Praxis, nämlich die wissenschaftliche Weiterbildung, mit ihrer sonderhaften, früherkennenden Bedarfsorientierung und den gegenüber den Regelstudien bestehenden Gestaltungsfreiräumen, Service- und Leistungsorientierung noch nicht systematisch als Ressource für die gesamte Hochschulentwicklung erfasst, erkannt und genutzt wird.
Die – mit wenigen Ausnahmen – feststellbare Randständigkeit (Außenwahrnehmung, Hochschulleitungen, wissenschaftliches Personal) von Weiterbildung bot immer wieder Freiräume für organisationale Innovation und das Sammeln von Erfahrung durch Erprobung innovativer Praxen, und zwar unter quasi experimentellen Bedingungen. Neue Entwicklungsansätze wie das vom Deutschen Stifterverband initiierte „Weiterbildungs-Audit“ als Service zur strategischen Weiterentwicklung der Weiterbildung an Hochschulen oder die Einführung von neuen Abschlussbezeichnungen wie Bachelor und Master, die nun mit „Continuing Education/CE“ oder Bachelor/Master Professional (BPr, MPr) in Österreich eingeführt wurden, sind Beispiele dieser Dynamiken. Wie einzelne Vorhaben auf der Makro-, Meso- und Mikroebene umgesetzt werden und welche Wirkung diese auf die Gesamtorganisation „Hochschule“ haben, soll in diesem Heft vielfältig analysiert und diskutiert werden.
Diese Ausgabe der ZfHE möchte daher dazu einladen, potenzielle und nachweisliche Beiträge hochschulischer Weiterbildung zur Entwicklung des Sektors, der Organisation und Serviceangebote darzulegen, auszuloten und zu reflektieren. Dies kann auf unterschiedlichen Ebenen erfolgen:
- systemisch z. B. durch politische Reformvorhaben und deren Umsetzungsformen
- zur regionalen Verankerung und verstärkten gesellschaftlichen Orientierung
- für die Organisations- und Qualitätsentwicklung z. B. durch die Evaluation von Bildungsinnovationen
- curriculumstrategisch und hochschuldidaktisch
- personalentwicklerisch
- für eine Weiterentwicklung der Identität als hochschulische Einrichtung
Neben forschungsbasierten, theoretischen und konzeptionellen Einreichungen können auch Fallstudien und Reflexionen der hochschulischen Praxis, aus dem deutschsprachigen Raum, eingereicht werden. Internationale Einordnungen und/oder Vergleiche sind ebenfalls willkommen.
Literatur
European Commission. Directorate General for Education, Youth, Sport and Culture, AIT & DUK. (2020). Prospective report on the future of non-formal and informal learning: towards lifelong and life wide learning ecosystems. Publications Office.
Dill, D.D. (2014). Public Policy Design and University Reform: Insights into Academic Change. In C. Musselin & P. Teixeira (Hrsg.), Reforming Higher Education. (Higher Education Dynamics, 41). Dordrecht: Springer. https://doi.org/10.1007/978-94-007-7028-7_2
Proposal for a COUNCIL RECOMMENDATION on a European approach to micro-credentials for lifelong learning and employability (2021). COM/2021/770 final. https://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/?uri=CELEX:52021DC0770
Fumasoli, T., Barbato, G. & Turri, M. (2020). The determinants of university strategic positioning: a reappraisal of the organisation. High Educ 80, 305–334. https://doi.org/10.1007/s10734-019-00481-6
Keser Aschenberger, F., Kil, M. & Löffler, R. (2020). Es gibt sie und es geht! Wissenschaftliche Weiterbildung für Menschen im höheren Lebensalter: Weiterbildungsmotivation und Lernbiographien für geänderte berufliche Kontexte. Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung, 71(271), 34–43.
Kil, M. & Keser Aschenberger, F. (2017). Academic continuing education encourages individual to face career development and changes – VET at its best? In F. Kaiser & S. Krugmann (Hrsg.), Social Dimension and Participation in Vocational Education and Training. Proceedings of the 2nd conference “Crossing Boundaries in VET”. Rostocker Papers of Vocational Education (S. 252–257). https://www.ibp.uni-rostock.de/storages/uni-rostock/Alle_PHF/IBP/Aktuelles/VET-Conference_2017/Proceeding_onlineversion_final_01.pdf#page=270
Kosmützky, A. & Borggräfe, M. (2012). Zeitgenössische Hochschulreform und unternehmerischer Aktivitätsmodus. In U. Wilkesmann & C. J. Schmid (Hrsg.), Hochschule als Organisation. Organisationssoziologie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-18770-9_5
Müller, W. (2015). Vom „Durchwurschteln“ zur kontinuierlichen Verbesserung? – Akteurskonstellationen deutscher Universitäten bei Innovationsprozessen von Lehre und Studium. In T. Brahm, T. Jenert & D. Euler (Hrsg.), Pädagogische Hochschulentwicklung: von der Programmatik zur Implementierung (S. 189–202). Wiesbaden u.a.: Springer.
Pinheiro, R., Langa, P. V. & Pausits, A. (2015). One and two equals three? The third mission of higher education institutions. European Journal of Higher Education, 5(3), 233–249. https://doi.org/10.1080/21568235.2015.1044552
Pausits, A. (2015). The Knowledge Society and Diversification of Higher Education: From the Social Contract to the Mission of Universities. In A. Curaj, L. Matei, R. Pricopie, J. Salmi & P. Scott (Hrsg.), The European Higher Education Area. Cham: Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-319-20877-0_18
Schlögl, P. (2022). Kompetenzanerkennung und Validierung. Gemeinsamkeiten in der Differenz von Erwachsenenbildung und hochschulischer Bildung. In M. Fellner, A. Pausits, T. Pfeffer & S. Oppl (Hrsg.), Validierung und Anerkennung non‐formal und informell erworbener Kompetenzen an Hochschulen (Studienreihe Hochschulforschung Österreich, Band 3) (S. 177–185). Münster: Waxmann. https://doi.org/10.31244/9783830994701
Hinweise zur Zeitschrift
Die ZFHE ist ein referiertes Online-Journal für wissenschaftliche Beiträge mit praktischer Relevanz zu aktuellen Fragen der Hochschulentwicklung. Der Fokus liegt dabei auf den didaktischen, strukturellen und kulturellen Entwicklungen in Lehre und Studium. Dabei werden in besonderer Weise Themen aufgenommen, die als innovativ und hinsichtlich ihrer Gestaltungsoptionen noch als offen zu bezeichnen sind. Die ZFHE wird von einem Konsortium von europäischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern herausgegeben. Weitere Informationen: https://www.zfhe.at.
Informationen zur Einreichung
Beiträge können in drei unterschiedlichen Formaten in deutscher oder englischer Sprache eingereicht werden: Zeitschrift für Hochschulentwicklung Jg. 19 / Nr. 2 (Juni 2024)
Ein Forschungsbeitrag sollte folgende Kriterien erfüllen:
- behandelt eine systematische Frage in trans-, inter- oder fachdisziplinären Zusammenhängen;
- hat eine Forschungslücke als Ausgangspunkt;
- weist eine umfangreiche Einbettung in den wissenschaftlichen Diskurs auf; • verfügt über eine robuste methodische Herangehensweise
- beinhaltet eine Reflexion der eigenen Arbeit
- stellt das forschungsmethodische Vorgehen dar;
- setzt eine Methode ein, die sich sehr gut eignet, um die Forschungsfrage zu beantworten;
- stellt den wissenschaftlichen Diskurs reflektiert dar;
- bietet einen deutlich erkennbaren Mehrwert bzw. Beitrag zur Beantwortung der Forschungsfrage repektive der zur Forschungsdiskussion
- folgt konsistent einschlägigen Regeln der Zitation (APA-Stil, aktuelle Auflage);
- umfasst zwischen 20.000 und 33.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen sowie Deckblatt, Literatur- und Autorenangaben).
Ein Forschungsgeleiteter Entwicklungsbeitrag sollte folgende Kriterien erfüllen:
- bietet eine Hochschulentwicklungsperspektive mit fundierter Forschungsbasierung
- erörtert und differenziert ein systematisches Problem der Lehrentwicklung
- ist ein wissenschaftlich reflektierter „Institutional Research“-Beitrag
- wird durch einen Literaturüberblick unterstützt;
- erkennbare Adressierung der Wissenschafts-Praxis-Kommunikation und/oder der Verbindung zwischen den beiden Polen „Forschung und Entwicklung“
- folgt konsistent einschlägigen Regeln der Zitation (APA-Stil, aktuelle Auflage);
- umfasst zwischen 20.000 und 33.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen sowie Deckblatt, Literatur- und Autorenangaben).
Ein Entwicklungsbeitrag sollte folgende Kriterien erfüllen:
- behandelt ein konkretes Problem der Hochschulentwicklung in der (eigenen) Hochschule
- Praxisdesiderat
- ist in die wissenschaftliche Diskussion und Literatur eingebettet (jedoch ohne den Anspruch, einen Überblick über die Literatur zu erhalten)
- bietet Anregungen zur Lehr- und Hochschulentwicklung ggf. mit Handlungsempfehlungen
- folgt einer systematischen und transparenten Darstellung (z. B. keine unverständlichen Hinweise auf Spezifika und Details in einem Praxisfeld)
- arbeitet generalisierbare Aspekte und Faktoren im Sinne einer Theoriebildung heraus
- ersichtliche Transferüberlegungen • Forschungsdesiderate sind benannt
- folgt konsistent einschlägigen Regeln der Zitation (APA-Stil, aktuelle Auflage);
- umfasst zwischen 20.000 und 33.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen sowie Deckblatt, Literatur- und Autorenangaben).
Zeitplan
12. Jänner 2024 – Deadline zur Einreichung des vollständigen Beitrags: Ihre Beiträge laden Sie im ZFHE-Journalsystem (https://www.zfhe.at) unter der entsprechenden Rubrik (Forschungsbeitrag, Forschungsgeleiteter Entwicklungsbeitrag, Entwicklungsbeitrag) der Ausgabe 19/2 in anonymisierter Form hoch; hierzu müssen Sie sich zuvor als „Autor:in“ im System registrieren.
31. März 2024 – Rückmeldung/Reviews: Alle Beiträge werden in einem Double-blind-Verfahren beurteilt (s. u.).
1. Mai 2024 – Deadline Überarbeitung: Gegebenenfalls können Beiträge entsprechend Kritik und Empfehlungen aus den Reviews bis zu diesem Zeitpunkt überarbeitet werden.
Juni 2024 – Publikation: Im Juni 2024 werden die finalisierten Beiträge unter https://www.zfhe.at publiziert und auch als Printpublikation erhältlich sein.
Review-Verfahren
Sämtliche eingereichten Beiträge werden in einem „double-blind“ Peer-Review-Verfahren auf ihre wissenschaftliche Qualität überprüft. Die Herausgeber*innen eines Heftes schlagen die Gutachter*innen für den jeweiligen Themenschwerpunkt vor und weisen die einzelnen Beiträge den Gutachter*innen zu; sie entscheiden auch über die Annahme der Beiträge. Die Auswahl der Gutachter*innen und der Begutachtungsprozess werden bei jedem Themenheft jeweils von einem Mitglied des Editorial Boards begleitet.
Formatierung und Einreichung
Um bei der Formatierung der Beiträge wertvolle Zeit zu sparen, möchten wir alle Autorinnen und Autoren bitten, von Beginn an mit der Formatvorlage zu arbeiten, die auf der Homepage der ZFHE heruntergeladen werden kann:
https://www.zfhe.at/userupload/ZFHE_19-2_TEMPLATE_de.docx https://www.zfhe.at/userupload/ZFHE_19-2_TEMPLATE_en.docx
Die Texte müssen bearbeitbar sein und z. B. in den Formaten Microsoft Word (.doc), Office Open XML (.docx), Open Document Text (.odt) oder als Plain Text (.txt) vorliegen; bitte keine PDF-Dateien einreichen. Die Beiträge werden zunächst in anonymisierter Fassung benötigt, um das Double-blind-Reviewverfahren zu gewährleisten. Bitte entfernen Sie hierzu sämtliche Hinweise auf die Autorinnen und Autoren aus dem Dokument (auch in den Dokumenteigenschaften!). Nach positivem Reviewergebnis werden diese Angaben wieder eingefügt.
Noch Fragen?
Bei inhaltlichen Fragen wenden Sie sich bitte an Peter Schlögl (Peter.Schloegl@aau.at), Attila Pausits (Attila.Pausits@donau-uni.ac.at) oder Monika Kil (monika.kil@donau-uni.ac.at). Bei technischen und organisatorischen Fragen wenden Sie sich bitte an Elisabeth Stadler (office@zfhe.at).
Wir freuen uns auf Ihre Einreichung!
Peter Schlögl, Attila Pausits & Monika Kil